Mensch & Maschine: Wie KI-Tools unsere Arbeit revolutionieren – und wo ihre Grenzen liegen

Von Thomas, Gründer von Public Footprint

Stellt euch vor, euer Team verdoppelt sich über Nacht – ohne neue Büroräume oder Gehaltsverhandlungen. Klingt nach Science-Fiction? Nein, das ist der Effekt von sinnvoll genutzten KI-Tools. Etwas überspitzt formuliert, aber im Kern zutreffend: Unser kleines Team kann mit digitalen Assistenten einfach mehr erledigen.

Wir wenden weniger Zeit für Routineaufgaben auf, die wir stattdessen für strategisches Denken und echte Kundenbeziehungen nutzen können. Aber diese Veränderung kommt mit Herausforderungen, ethischen Fragen und einer klaren Erkenntnis: Die Grenze zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz ist zugleich fließender und schärfer geworden.

Die KI-Werkzeugkiste: Was wir täglich nutzen

Als die ersten fortschrittlichen KI-Sprachmodelle auftauchten, durchlief ich wie viele in der Kommunikationsbranche verschiedene Phasen. Zuerst Skepsis („Das kann niemals einen gut geschriebenen Text ersetzen“), dann Unbehagen („Werde ich dadurch bald überflüssig sein?“) und schließlich Experimentierfreude („Lass mich herausfinden, was dieses Tool wirklich kann“).

Heute bin ich an einem Punkt angelangt, den ich als pragmatische Integration bezeichnen würde. KI-Tools sind für mich weder Heilsbringer noch Bedrohung, sondern leistungsstarke Werkzeuge, die unsere menschlichen Fähigkeiten erweitern, aber niemals ersetzen können.

In unserer Agentur setzen wir verschiedene KI-Tools für unterschiedliche Aufgaben ein. Hier ein Einblick in unsere aktuelle Werkzeugkiste (deren Inhalt sich aber praktisch täglich ändern kann, Vorschläge gern in die Kommentare):

  • Google Workspace mit Gemini: Unser zentrales Werkzeug für Kollaboration und KI-unterstützte Dokumentenerstellung – von intelligenten Textvorschlägen in Docs bis hin zu automatisierten Auswertungen in Sheets
  • DeepL und DeepL Write: Für präzise Übersetzungen und stilistische Textoptimierungen, die den Feinschliff unserer Inhalte garantieren
  • Grammarly: Für englische Texte unser Tool für grammatikalische Perfektion und stilistische Konsistenz
  • Weitere Sprachmodelle wie ChatGPT und Claude: Für spezifische Recherche, Ideenfindung und erste Textentwürfe
  • Canva für Präsentationen, Infografiken, Bildbearbeitung etc.
  • Midjourney und Imagen für Bilder.
  • AudioPen: Für die Transkription und Zusammenfassung gesprochener Texte.

Wir beobachten den Markt und testen ständig neue Angebote. In unseren Fundus kommt aber immer nur das, was uns konkret weiterhilft, und nicht, was gerade die Speerspitze der Entwicklung darstellt!

Die wahren Vorteile: Zeit für das Wesentliche

Der größte Wert all dieser Tools liegt für uns nicht in der Kosteneinsparung oder der bloßen Effizienz. Der wahre Gewinn liegt in der Freiheit, die sie uns verschaffen. Freiheit für das, was wirklich zählt:

  1. Mehr Zeit für strategisches Denken: Während KI die Recherchearbeit übernimmt, kann ich tiefer in strategische Überlegungen eintauchen.
  2. Fokus auf menschliche Beziehungen: Die gewonnene Zeit investieren wir in persönliche Gespräche mit Kunden und Medienpartnern.
  3. Raum für Kreativität: Indem KI uns Routineaufgaben abnimmt, schaffen wir mehr Raum für echte kreative Durchbrüche.
  4. Stärkere Individualisierung: Die Grundlagenarbeit der KI ermöglicht es uns, stärker in die Feinabstimmung und Personalisierung für spezifische Zielgruppen zu investieren.

Ein Beispiel aus der Praxis: Für einen Storage-Anbieter erstellten wir kürzlich eine Content-Serie. Hierbei ist  Googles NotebookLM zur Höchstform aufgelaufen: Wir konnten tonnenweise technische Dokumentation hochladen, darunter Produktspezifikationen, Whitepapers und Anwendungsfälle. Die KI ermöglichte es uns dann, diese riesige Datenmenge zu befragen und komplexe Zusammenhänge zu erfassen.

Die klaren Grenzen der KI in der PR-Arbeit

So beeindruckend die Fähigkeiten moderner KI-Tools auch sind – ihre Grenzen sind ebenso deutlich und werden es nach meiner Überzeugung auch bleiben:

1. Der blinde Fleck der Empathie

KI kann menschliche Emotionen simulieren, aber nicht wirklich verstehen oder authentisch empfinden. In der PR-Arbeit, besonders in sensiblen Themen oder Krisensituationen, ist echtes Einfühlungsvermögen unersetzlich. Nur ein Mensch kann wirklich spüren, welcher Ton in einer kritischen Situation angemessen ist.

2. Das Kreativitätsparadoxon

KI kann erstaunlich kreative Vorschläge machen, basierend auf dem, was bereits existiert. Aber Ideen, die völlig neue Wege gehen, kommen weiterhin vom Menschen. KI kann Kreativität unterstützen, aber nicht die initiale “Funkensprung-Kreativität” erzeugen, die Paradigmen verschiebt.

3. Die ethische Verantwortung

Keine KI kann ethische Entscheidungen eigenverantwortlich treffen. Die Verantwortung für jeden KI-generierten Inhalt liegt bei uns Menschen. Das bedeutet auch, dass wir jeden Output kritisch prüfen müssen – auf Vorurteile, Ungenauigkeiten und ethische Angemessenheit.

4. Die Contextual Intelligence

KI fehlt das tiefe Kontextverständnis, das aus jahrelanger Branchenerfahrung und menschlichem Urteilsvermögen erwächst. Sie kann die feinen Nuancen einer Unternehmenskultur oder die unausgesprochenen Regeln einer Branche nicht wirklich erfassen. Dieser Kontext ist jedoch oft entscheidend für erfolgreiche Kommunikation.

Wobei das aber auch der Punkt ist, an dem die Modelle gerade rasant dazulernen…

5. Der blinde Fleck für Humor und Ironie

Was mir in der täglichen Arbeit mit KI-Tools besonders auffällt: Sie haben ein grundlegendes Defizit beim Verständnis von Humor und Ironie. Sie können zwar Witze nach Mustern generieren, aber das feine Gespür für situativen Humor, kulturelle Nuancen oder die richtige Dosis Selbstironie fehlt ihnen vollständig.

Gerade in der B2B-Kommunikation ist Humor oft der Türöffner, der technische Inhalte zugänglicher macht und menschliche Verbindungen schafft. Diese Fähigkeit – zu wissen, wann ein Augenzwinkern angebracht ist und wann nicht – bleibt eine zutiefst menschliche Kompetenz.

Unsere ethischen Leitlinien zum KI-Einsatz

Bei Public Footprint haben wir klare Grundsätze für den Einsatz von KI-Tools entwickelt:

  1. Transparenz: Wir informieren unsere Kunden darüber, wo und wie wir KI einsetzen.
  2. Menschliche Kontrolle: Kein KI-generierter Inhalt geht ohne gründliche menschliche Prüfung und Überarbeitung an Kunden oder an die Öffentlichkeit.
  3. Werkzeugcharakter: Wir betrachten KI als Werkzeug, nicht als Ersatz für menschliche Kreativität und Urteilsvermögen.
  4. Kontinuierliches Lernen: Wir halten uns über Entwicklungen im KI-Bereich auf dem Laufenden und reflektieren regelmäßig unsere Nutzungspraxis.
  5. Mehrwertfokus: Der Einsatz von KI muss einen echten Mehrwert für unsere Kunden schaffen, nicht nur unsere internen Prozesse optimieren.

Die Zukunft: Koevolution statt Konkurrenz

Ich bin überzeugt, dass die Zukunft der PR-Arbeit nicht in der Konkurrenz zwischen Mensch und Maschine liegt, sondern in ihrer Koevolution. Die erfolgreichsten Kommunikationsprofis werden jene sein, die verstehen, wie sie ihre einzigartigen menschlichen Fähigkeiten mit den Stärken der KI kombinieren können.

Als die EDV aufkam, dachten alle, die Rechner würden die Menschen irgendwann arbeitslos machen. Heute hat jeder mit seinem Smartphone einen leistungsfähigen Rechner in der Tasche, kann jederzeit und überall anspruchsvolle Aufgaben erledigen und das Wissen der Welt abrufen. Ist die Arbeit dadurch weniger geworden oder können wir einfach mehr erledigen?

Bei KI wird es genauso sein. Sie wird Arbeitsprozesse verändern, den Menschen aber nicht überflüssig machen. In dieser Partnerschaft übernimmt die KI zunehmend die datenintensiven, repetitiven und analytischen Aufgaben, während wir Menschen uns auf emotionale Intelligenz, ethisches Urteilsvermögen, strategisches Denken und die Pflege echter menschlicher Beziehungen konzentrieren.

Anders ausgedrückt: Heute habe ich mehr Mitarbeiter*innen als je zuvor, aber nur ein kleiner Teil davon sind Menschen.

Bei Public Footprint sehen wir diese Entwicklung als große Chance. KI befreit uns von Routineaufgaben und gibt uns mehr Raum für das, was uns wirklich am Herzen liegt: kreative Geschichten zu erzählen, die nachhaltige Spuren hinterlassen.

Mein Rat: Einfach ausprobieren!

Wenn ihr in der Kommunikationsbranche tätig seid und noch zögert, mit KI-Tools zu arbeiten, möchte ich euch ermutigen: Seid offen, macht den ersten Schritt. Experimentiert mit verschiedenen Tools, findet heraus, welche zu eurem Arbeitsstil passen, und entwickelt eure eigenen Regeln für ihren Einsatz.

Wer in der Kommunikationsbranche KI ignoriert, muss nicht befürchten, irgendwann von einer KI ersetzt zu werden. Aber definitiv von einem Menschen, der KI offen gegenübersteht und die Tools nutzt. Also: Nicht warten, starten!

Die KI-Revolution in der PR ist nicht mehr aufzuhalten, aber wir können und sollten sie aktiv mitgestalten, um sicherzustellen, dass sie im Dienste besserer, menschlicherer Kommunikation steht.

Welche KI-Tools nutzt ihr bereits in eurer Kommunikationsarbeit? Teilt eure Erfahrungen gern in den Kommentaren oder auf LinkedIn – ich freue mich auf den Austausch!